Arnold Schönberg an Arnold Rosé, ca. 1909

Vor kurzem wurde unserem Archiv ein bislang unbekannter autographer Brief Arnold Schönbergs als Schenkung überreicht. Adressat des um 1909 verfassten Schreibens ist vermutlich der Geiger Arnold Rosé, Uraufführungsinterpret von Schönbergs Werken für Streichquartett und -sextett sowie erster Konzertmeister an der Wiener Hofoper.

Der Inhalt des Dokuments lässt sich in Richtung einer Initiativbewerbung des Schönberg-Schülers Viktor Krüger als Kapellmeister an die Wiener Hofoper interpretieren. Krüger hatte die Dirigentenschule von Arthur Nikisch in Leipzig besucht und danach in Wien Musikwissenschaft (Guido Adler) sowie zwischen 1904 und 1907 Komposition (Arnold Schönberg). Krüger wirkte am Theater an der Wien als Operettenkapellmeister und trat vor dem Ersten Weltkrieg sporadisch in Olmütz, Teschen und Leitmeritz als Dirigent in Erscheinung, ehe er seine musikalische Laufbahn beendete.

Verehrter Herr Konzertmeister,
ich erfahre, dass mein ehemaliger Schüler Krüger, Ihnen die Zumutung gestellt hat unter seiner Leitung bei einer Opernaufführung mitzuwirken. Es ist vielleicht nicht nöthig zu erklären, dass ich dieser Angelegenheit gänzlich fernestehe; dass das weder auf meine Initiative zurückzuführen, noch auf meinen Rat unternommen wurde! Im Gegentheil – ich erfuhr erst davon, als Ihr abschlägiger Bescheid bereits da war und verurtheilte die Anmaßung Krügers aufs Entschiedenste. Da ich aber besorge, er könnte sich widerrechtlich auf mich berufen haben, so bitte ich Sie, mir vielleicht den Brief[,] den er an Sie geschrieben hat zu schicken.
Verzeihen Sie und besten Dank
Ihr ganz ergebener
Arnold Schönberg

Schenkung an das Arnold Schönberg Center durch Charles Dvorak anlässlich des 90. Geburtstages von Nuria Schoenberg Nono.